maria1956 hat geschrieben:
Hallo Melissa,
PS: Ich habe weder eine Grippe noch hatte ich einen ausschweifenden Abend am Vortag, nehme keine Pille und der Wechsel ist auch bereits lange abgeschlossen (letzte Periode vor mehr als 10 Jahren). Ich hatte auch keinerlei Stress.
Die Dosis von 75mcg nahm ich drei Monate lang und die Beschwerden begannen vor zwei Monaten bis sie eben jetzt ihren Höhepunkt fanden.
Nach dem Wechsel sinkt auch der Bedarf an Thyroxin wieder etwas. Wenn man nicht auch an Gewicht zunimmt.
Wenn du 75µg 3 Monate lang eingenommen hast, dann kann man die Blut-Werte nutzen, (muss aber vieles beachten, auch paradoxe Effekte richtig einschätzen). Wenn du bereits nach einem Monat wieder Probleme bekommst, vielleicht schlimmere als zuvor, so wäre das in meinen Augen höchstwahrscheinlich ein Zeichen, dass die Dosis noch nicht langt. Vielleicht ist es auch noch deutlich zu wenig. Je näher man sich seiner Zieldosis nähert, umso länger sollte man symptomfrei bleiben können. Sonst ist die Besserung nur als Anfangseffekt der Steigerung spürbar, der aber wieder verschwindet solange die Zieldosis nicht erreicht ist.
Ich hatte öfter mal die Literaturstelle/Quelle/Link gepostet in der eine Studie von deutschen Medizinern regristrierte, dass 60% der SD-Patienten falsch eingestellt sind und davon die meisten unterdosiert? Die Autoren bemängelten, dass der Handlungsspielraum, also der vom Hersteller empfohlene Dosisbereich, zu selten ausgeschöpft wird.
Das beweisst auch die Tatsache, dass in Deutschland die 100µg-Thyroxin-Dosis die meistverordnete bzw verkaufte ist. Das ist die niedrigste des vom Hersteller empfohlenen Dosisbereichs für Erwachsene mit Restschilddrüse: 100-200µg Thyroxin pro Tag.
Die Schilddrüse ist mit der grössten Speicherkapazität, die eine Drüse haben kann, ausgestattet. Über 99% der SD-Hormone liegen gebunden als Speicher vor. Nur die freien SD-Hormone stehen für die Funktion jeweils zur Verfügung. Nur sie sind aktivierbar zum stoffwechselaktiven Hormon ft3. Ausserdem verfügt die Schilddrüse über ein Arsenal von Modulations- und Inaktivierungsmassnahmen und es kann die Dejodase stärker exprimiert werden und so aus zu wenig fT4 noch genug fT3 machen, dass lebensnotwendige Strukturen erhalten bleiben. Der TSH mag lange Zeit völlig ok aussehen, aber die kranke unterdosierte SD trixt und kompensiert (oft jahrelang) wie wild, sodass keine Symptome auftreten brauchen. Symptomfreiheit bedeutet nicht automatisch, dass man wirklich gut eingestellt ist. Das zeigt erst der Langzeit-Check. Die Symptome kommen meist zeitversetzt. Oft denkt man da auch nicht gleich an die SD als Ursache, eher als letztes. Vieles hält man eh für altersbedingt und macht das Schicksal dafür verantwortlich, wenn man sich schlecht gehalten hat. Ein autoaggresiver Schub kann sogar eine krasse Unterfunktion maskieren. Der Arzt findet vielleicht, insbesondere wenn er nur den TSH beachtet, alles wunderbar, oder diagnostiziert sogar Überfunktion und befleissigt sich die Dosis zu senken.
Es ist alles viel komplexer als sich das die meisten Laien vorstellen. Den Faktencheck zu machen, ob die eigene Dosis in etwa in dem empfohlenen Dosisbereich ist, dass es gewichtsmässig in etwa passt, halte ich für sehr wichtig. Ansonsten zeigt vielleicht ein Ultraschall 2-5 Jahre später, dass der letzte Rest an Schildrüse auch noch abgefackelt ist.
Bei deiner HT-Bekannten, die jetzt die Hormondosierung reduziert bekam aufgrund der Werte...Diese Werte würde ich mir gern mal anschauen. Schaden kanns nicht (spätestens wenn sie lethargisch wird, langsamer, konzentrationsschwächer auch ängstlicher evt. oder an Gewicht zunimmt). Ausserdem würde mich interessieren, wie es ihr die nächste Zeit ergeht gewichtsmässig, zyklusmässig, Symptome, Psyche.
Immer öfter werden gut eingestellte SD-Patienten jetzt wegen eines supprimierten TSH (also unter 0,3 abfallend bis 0,001) voreilig in der Dosis reduziert. Es kann sogar sein, dass sich der Patient damit anfangs wohlfühlt. Die Langzeiterfahrungen sind hier interessant. Nur wegen eines supprimierten TSH sollten man nicht gleich die Dosis reduzieren. Wenn aber auch der fT3-Wert ÜBER der Norm lag, dann könnte das indiziert sein. Ich würde aber sicherheitshalber noch eine weitere ft3-Messung empfehlen. Manchmal ist die Ursache auch ein autoimmuner Schub, oft induziert durch akute Überlastung, Trauer, Traumata, Fehlgeburten,Todesfälle, Mobbing, Liebeskummer oder und das heute immer öfter durch UNTERDOSIERUNG mit Thyroxin.