Hallo liebes Schilddrüsenforum.
Das hier ist mein erster Beitrag und ich hoffe auf Gleichgesinnte zu treffen, mit denen ich mich austauschen kann. Meine Schilddrüsenoperation ist nun genau ein Jahr her und es war die schlimmste Zeit meines Lebens. Hier eine „kurze“ Zusammenfassung meines Krankheitsverlaufs: Nach der Feststellung einer Schilddrüsenüberfunktion (man muss erwähnen, dass dies ein reiner Zufallsbefund war), wurde mir aufgetragen die Tabletten „Thiamazol“ für zwei Wochen zu nehmen und danach wieder auf die Station der Nuklearmedizin zurückzukommen um zu überprüfen, ob sich was geändert hat. Leider hat mein Körper die Tabletten nicht vertragen und „allergisch“ darauf reagiert. Von einer Stunde zur anderen ging es mir auf einmal richtig mies (schlimmste Schweißausbrüche, Wahnvorstellungen, Zittern, Kraftlosigkeit, Müdigkeit, Übelkeit, Fieber bis zu 39 bzw 40°C, Durchfall). Nach einigen Tagen ging ich zu meinem Hausarzt, doch dieser meinte, dass dies auf keinen Fall etwas mit den Tabletten zu tun haben könnte, da diese ja „von jedem Menschen vertragen werden“. Naja, nachdem ich nicht mal mehr die Kraft hatte mich alleine auf die Toilette zu begeben und ich das Bewusstsein verlor, sobald ich mich aufrichtete, wurde ich mit einem Krankenwagen ins KH geliefert. Dort bekam ich erst Mal die Diagnose „Leukämie“ und wurde stundenlangen Test unterzogen. Keiner der Ärzte konnte mir auch nur irgendwelche Auskunft geben und so ließen sie mich in dem Glauben diese Krankheit zu haben. Nach einigen Tagen wurde ich auf die Station der Nuklearmedizin verlegt, weitere Tests folgten. Es wurde zwischen „Hashimoto“ und „Morbus Basedow“ hin- und her spekuliert, bis man sich darauf einig war, dass ich: a.) auf die Tabletten eine allergische Reaktion hatte und b.) die Schilddrüse sofort raus muss c.) doch Morbus Basedow an meinem Befinden schuld war. Meine Blutwerte waren so schlecht, dass mein Körper nur noch 500 Leukozyten hatte (soweit ich weiß, sollte ein gesunder Körper normalerweise 5000 oder 6000 haben). Von diesem Zeitpunkt an begann die ganze Odyssee erst. Anscheinend waren die Ärzte komplett überfordert, da sie eine solch junge Patientin noch nie hatten (zu dem Zeitpunkt war ich 22) und sehr schnelle Handlung gefragt war. Man muss dazu sagen, dass ich mir während meines gesamten Krankenhausaufenthalts (welcher einen ganzen Monat lang dauern sollte) wie ein Alien vorkam. Ich lag dem Volksmund nachsagend auf einer „Quarantänestation“. Sprich alle Besucher, Ärzte und Krankenschwester durften sich vor meinem Zimmer schöne Schürzen, Handschuhe und einen Mundschutz anziehen, bevor sie mein Zimmer betraten …. dies trug nicht gerade viel zu meinem Wohlbefinden bei, aber ich weiß ja, dass es ein absolutes Muss war. Zurück zum eigentlichen Thema. Schilddrüsen-OP. Und zwar sofort, Notfall-OP. Kann man nichts mehr machen. Vor der OP wurde mir noch gesagt, dass es neben den Thiamazol-Tabletten noch eine weitere Tablette geben würde, welche Patienten/innen bekämen, wenn sie unter einer SÜ leiden würden. Da aber auch in dieser Tablette der Wirkstoff auf welchen ich allergisch reagierte enthält, könnten sie mir diese Tablette nicht geben. Ansonsten würde sich der Kreislauf und das Blutbild wieder verabschieden. Naja, gesagt und getan. Einige Tage drauf, nachdem mein Blutbild so halbwegs in Ordnung war ging es ran an den Speck, die gesamte SÜ wurde entfernt, die Nebenschilddrüsen sind aber noch in meinem Körper. Das mein Körper so geschwächt war, dass die Ärzte dachten, ich könnte die OP nicht überleben, wurde mir erst danach gesagt. Nach der OP musste ich noch eine ganze Weile im Krankenhaus bleiben, da mein Blutbild sich nicht verbesserte. Wie bereits erwähnt, durfte ich nach insgesamt 4 Wochen endlich nach Hause. Und da begann der ganze Spaß aber erst. In meinem Fall wurde mir 10 Tage nach der OP noch kein Schilddrüsenhormon in Tablettenform verabreicht, da mein Körper noch immer so viel Schilddrüsenhormon von selbst bildete. Die Ärzte wollten mich von einer Schilddrüsenüberfunktion in eine Unterfunktion bringen, um mich dann mit der richtigen Dosis der Tabletten auf einen „normalen Level“ an SÜ-Hormon zu bringen. Danach starteten wir mit einer Dosierung von 100 Mikrogramm der Tablette Thyrex. Regelmäßige Kontrollen folgten und es stellte sich heraus, dass ich auf 3x die Woche 160 Mikrogramm, 4x die Woche 80 Mikrogramm umgestellt werden musste. Einige Monate ging das ganz gut, bis wieder Probleme auftraten. Ich nehme jetzt 1 Mal die Woche die 160, die restlichen Tage 80 Mikrogramm (in ein paar Wochen steht die nächste Kontrolle bevor, Daumen drücken angesagt). Falls ihr bis hier her gelesen habt ….erst Mal danke und weiteres: es ist absolut keine Besserung in Sicht, sorry für alle, die sich etwas anderes erhoffen. Ich habe mit allen Nebenwirkungen welche mir prophezeit wurden zu kämpfen. Sprich: Gewichtszunahme, vermehrtes und übermäßiges Schwitzen (mittlerweile gehe ich nicht mehr ohne zweites Notfallshirt aus dem Haus, von gefühlten drei Deocremes und fünf Deodosen ganz zu schweigen), Depressionen (nein, ich nehme keine Tabletten dagegen), kann kaum Schlafen, habe Panikattacken und viel mehr Angst vor unnötigen Dingen als vorher. Ich kann, so komisch das auch klingt, nicht mehr ohne mehrere Lichtquellen schlafen, ich kann nicht alleine bleiben über längere Zeiträume. Es kommt mir vor, als wäre ich durch diese OP ein ganz anderer Mensch geworden…und dies meine ich nicht im positiven Sinn. Ich habe irgendwo gelesen, dass die Einstellung der Tabletten auch Jahreszeiten abhängig sein kann, ich weiß es klingt Hirnrissig, aber würdet Ihr, liebe Leser/innen und Betroffene irgendwie einen Zusammenhang erkennen? Habt ihr auch schon davon gehört, dass die Schilddrüse sich nachbilden kann? Das wurde bei mir nämlich schon in den Raum geworfen…naja mal sehen wie es weitergeht. Könnte das Ganze auch irgenwie mit den Nebenschilddrüsen zusammenhängen? (eine Nebenschilddrüsenüberfunktion existiert ja auch…man weiß ja nie. Weiß jemand Bescheid, wie die Beschwerden dieser Erkrankung sich bemerkbar machen?) Es tut mir leid, für diesen eeewig langen Text, aber ich musste mir dies alles einfach mal von der Seele schreiben. Ich hoffe, ich kann mich hier mit jemandem austauschen, in meiner Familie sind sowieso alle mega verzweifelt und ich will das Thema auch nicht immer aufwärmen. Ich freue mich über jede Antwort, vielleicht auch Tipp oder Ratschlag wie das alles von der OP, bis zur korrekten Einstellung so bei euch verlaufen ist. Vielleicht gibt es hier auch Ärzte die mir und anderen Betroffenen die ähnliches erlebt haben, weiterhelfen könnten.
Mit ganz lieben Grüßen und ich wünsche euch viel Kraft und Durchhaltevermögen, ihr Kämpfer/innen, Neewollah
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